In den letzten Jahren hat das Homeschooling weltweit an Popularität gewonnen. Homeschooler:innen, also Schüler:innen, die ausserhalb des traditionellen Schulsystems zu Hause unterrichtet werden, stehen jedoch vor einer speziellen Herausforderung und Möglichkeiten, wenn es um die Fortsetzung ihrer akademischen Laufbahn geht.
In diesem Blog werfen wir einen Blick auf die Studienmöglichkeiten für Homeschooler:innen und Freilerner:innen, beleuchten aktuelle Studien und geben praktische Tipps für den Übergang ins Hochschulwesen.
Rechtliche Rahmenbedingungen und Anerkennung
Die rechtliche Lage bezüglich Homeschooling variiert stark innerhalb der EU, Grossbritannien und der Schweiz. Während in Ländern wie Deutschland das Homeschooling gesetzlich verboten ist, erlauben andere Staaten wie Grossbritannien, Frankreich und die Schweiz diese Bildungsform unter bestimmten Bedingungen.
Schweiz: In der Schweiz sind die Regelungen kantonal unterschiedlich. Welche Unterschiede es gibt, kannst Du hier nachlesen. Einige Kantone erlauben Homeschooling ohne grössere Einschränkungen, während andere strengere Auflagen haben. Ein landesweiter Trend zeigt jedoch, dass Homeschooling zunehmend als legitime Bildungsoption anerkannt wird.
Frankreich: Hier ist Homeschooling erlaubt, solange die Eltern bestimmte Anforderungen erfüllen und regelmässig kontrolliert werden. Homeschooler:innen müssen sich standardisierten Tests unterziehen, um ihre Fortschritte nachzuweisen.
Grossbritannien: Grossbritannien hat eine liberale Haltung gegenüber Homeschooling. Eltern müssen lediglich sicherstellen, dass ihre Kinder eine „geeignete“ und „effiziente“ Ausbildung erhalten.
Zulassungsvoraussetzungen und Studienmöglichkeiten
Homeschooler:innen, die eine Hochschulausbildung anstreben, müssen oft alternative Wege zur Qualifikation finden, das sie keine traditionellen Schulabschlüsse vorweisen können. Viele Universitäten und Fachhochschulen in Europa, Grossbritannien und der Schweiz bieten jedoch flexible Zugangswege an:
- Anerkennung von Abschlussprüfungen: In vielen europäischen Ländern können Homeschooler:innen externe Prüfungen ablegen, um anerkannte Schulabschlüsse zu erwerben. Beispielsweise bieten die britische GCSEs und A-Levels eine Möglichkeit, die akademischen Fähigkeiten nachzuweisen. Das Kurzzeitgymnasium oder eine Fachmittelschule kann über den Besuch und die Prüfung eines Vorkurses erreicht werden.
- Zulassung durch spezielle Prüfungen: Einige Hochschulen, wie beispielsweise in Frankreich, akzeptieren Homeschooler:innen nach dem Bestehen spezifische Aufnahmeprüfungen, die das akademische Niveau überprüfen.
- Portfolios und Empfehlungsschreiben: Homeschooler:innen können Portfolios ihrer Arbeiten und Empfehlungsschreiben von Tutor:innen oder Mentor:innen vorlegen, um ihre Qualifikationen zu belegen. Dies ist besonders in künstlerischen und kreativen Studiengängen hilfreich.
- Open Universities und Fernstudium: Fernstudiengänge und offene Universitäten, wie die Open University in Grossbritannien, bieten flexible Lernmöglichkeiten. Diese Programme sind oft gut an die Bedürfnisse von Homeschooler:innen angepasst, die bereits an ein selbstständiges Lernen gewöhnt sind. In der Schweiz kann mit AKAD beispielsweise ebenso eine Matura erreicht werden.
- In der Schweiz ist es möglich, nach einer Berufslehre, dem erreichten EFZ-Ausweis, die Berufsmatura zu erreichen, um sich so auf tertiärer Stufe zu spezialisieren. Nach der Berufsmaturität oder Fachmittelschule wird in gewissen Studiengängen nach einer Passarelle gefragt. Nach dem Abschluss kann ganz regulär das Studium an einer Hochschule oder Universität aufgenommen werden.
Aktuelle Studien und Forschung
Eine aktuelle Studie der University of Bristol aus dem Jahr 2023 zeigt, dass Homeschooler:innen in Grossbritannien oft hohe Leistungen in externen Prüfungen erzielen und an Universitäten ähnliche Erfolgsquoten wie traditionell ausgebildete Studierende aufweisen. Eine Untersuchung der Université de Genève fand zudem heraus, dass Homeschooler:innen in der Schweiz häufig in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern besonders gut abschneiden.
Soziale Integration und Herausforderungen
Ein häufiger Vorbehalt gegenüber Homeschooler:innen ist die Sorge um die soziale Integration von Schüler:innen. In vielen europäischen Ländern gibt es jedoch eine Vielzahl von Netzwerken und Organisationen, die Homeschooler:innen unterstützen und regemässige Treffen sowie ausserschulische Aktivitäten organisieren. Diese ermöglichen es den Schüler:innen, soziale Kompetenzen zu entwickeln und Kontakte zu knüpfen.
Tipps für Homeschooler:innen und ihre Familien
- Rechtslage kennen: Informiert euch über die gesetzliche Bestimmungen in eurem Land oder Kanton und haltet euch an die Auflagen.
- Frühzeitige Planung: Beginnt frühzeitig mit der Planung des akademischen Weges, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Qualifikationen erworben werden.
- Ressourcen nutzen: Nutzt Online-Plattformen, Netzwerke und Homeschooling-Gruppen, um sich auszutauschen und Unterstützung zu erhalten.
- Vielfalt der Studienmöglichkeiten kennen: Informiert euch über verschiedene Bildungswege und alternative Hochschulzugangswege, die speziell für Homeschooler:innen offen stehen.
Fazit:
In Europa und der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Studienmöglichkeiten für Homeschooler:innen, die sich von Land zu Land unterscheiden. Dank flexibler Bildungswege und alternativen Qualifikationen können Homeschooler:innen erfolgreich den Übergang ins Hochschulwesen meistern. Die wachsende Anerkennung dieser Bildungsform und die Verfügbarkeit von speziellen Studienprogrammen eröffnen Homeschooler:innen viele Türen zu einer erfolgreichen akademischen Laufbahn.